Die Risikokontrolle „Klassifizierung von Informationen“ gemäß ISO 27002:2022 (Abschnitt 5.12) legt fest, dass Informationen einer Organisation auf der Grundlage ihrer Sicherheitsanforderungen nach Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit klassifiziert werden müssen. Diese Klassifizierung stellt sicher, dass sensible Informationen entsprechend ihrem Schutzbedarf behandelt werden. Durch eine klare Kategorisierung können geeignete Sicherheitsmaßnahmen für unterschiedliche Arten von Daten implementiert werden, sodass Risiken wie Datenverluste, unbefugter Zugriff oder Manipulation minimiert werden.
Welche Gefahren sollen durch die Risikokontrolle vermindert werden?
Die Klassifizierung von Informationen adressiert mehrere Risiken, die mit dem unsachgemäßen Umgang oder der unzureichenden Sicherung von Informationen verbunden sind:
- Unbefugter Zugriff: Ohne klare Klassifizierungsrichtlinien könnte es passieren, dass sensible oder vertrauliche Informationen ohne ausreichenden Schutz zugänglich sind. Dies erhöht das Risiko, dass unbefugte Personen Zugriff auf geschützte Daten erhalten.
- Datenverlust oder -beschädigung: Informationen, die nicht entsprechend ihrem Wert und ihrer Sensibilität klassifiziert werden, könnten versehentlich gelöscht, überschrieben oder manipuliert werden, was zu Datenverlusten oder einer Beeinträchtigung der Datenintegrität führt.
- Fehlender Schutz sensibler Informationen: Ohne eine Klassifizierung gibt es keine klare Unterscheidung zwischen öffentlich zugänglichen und schützenswerten Informationen. Dies führt dazu, dass sensible Informationen möglicherweise nicht mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen versehen werden, was ein hohes Risiko darstellt.
- Nichteinhaltung rechtlicher und regulatorischer Anforderungen: Bestimmte Informationen unterliegen gesetzlichen oder vertraglichen Aufbewahrungs- und Schutzvorschriften. Ohne eine angemessene Klassifizierung könnte eine Organisation diese Anforderungen unabsichtlich verletzen, was rechtliche Konsequenzen zur Folge hat.
Welche typische Schwachstellen in Organisationen werden damit adressiert?
Die Kontrolle zur Klassifizierung von Informationen behebt mehrere Schwachstellen, die in vielen Organisationen auftreten:
- Fehlende Unterscheidung der Schutzbedarfe: Ohne eine klare Klassifizierung ist es schwierig, den Schutzbedarf für verschiedene Arten von Informationen zu bestimmen. Dies führt oft dazu, dass entweder zu viele oder zu wenige Ressourcen für den Schutz von Informationen aufgewendet werden.
- Inkonsequente Schutzmaßnahmen: Informationen können unzureichend gesichert sein, wenn nicht klar ist, welche Daten als vertraulich oder besonders sensibel gelten. Infolgedessen werden Schutzmaßnahmen nicht konsequent oder an den falschen Stellen angewendet.
- Keine Sensibilisierung der Mitarbeiter: In vielen Unternehmen fehlt es an Bewusstsein für den Umgang mit unterschiedlichen Informationstypen. Mitarbeiter wissen oft nicht, welche Daten besonders geschützt werden müssen, und handhaben sie möglicherweise unsachgemäß.
- Unklare rechtliche Anforderungen: Ohne Klassifizierungsrichtlinien haben Unternehmen Schwierigkeiten, spezifische Anforderungen von Interessengruppen, gesetzlichen Vorgaben oder Kundenverträgen in Bezug auf den Schutz von Informationen zu erfüllen.
Beispiel für die Umsetzung der Risikokontrolle
Ein konkretes Beispiel stammt aus der Gesundheitsbranche, die strengen regulatorischen Anforderungen an den Schutz von Patientendaten unterliegt. Ein großes Krankenhaus implementierte eine umfassende Informationsklassifizierung, um sicherzustellen, dass alle sensiblen Daten ordnungsgemäß geschützt werden.
- Klassifizierungsrichtlinien: Das Krankenhaus führte eine dreistufige Klassifizierung ein: „öffentlich“, „intern“ und „vertraulich“. Patientendaten, medizinische Befunde und persönliche Gesundheitsinformationen wurden in die Kategorie „vertraulich“ eingestuft, während interne Verwaltungskommunikation als „intern“ klassifiziert wurde. Öffentlich zugängliche Informationen wie allgemeine Broschüren und Pressemitteilungen wurden als „öffentlich“ gekennzeichnet.
- Zugriffsrechte und Sicherheitsmaßnahmen: Die Klassifizierung ermöglichte es dem Krankenhaus, den Zugriff auf „vertrauliche“ Informationen streng zu regeln. Nur autorisierte Mitarbeiter, wie Ärzte und Pflegepersonal, erhielten Zugriff auf die Patientendaten, die durch Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung zusätzlich geschützt wurden.
- Schulung der Mitarbeiter: Alle Mitarbeiter wurden geschult, um sicherzustellen, dass sie sich der Bedeutung der Klassifizierung bewusst sind und verstehen, wie sie mit den verschiedenen Informationstypen umgehen müssen. Dies beinhaltete Richtlinien zur Handhabung vertraulicher Informationen, insbesondere in der digitalen Kommunikation und Datenspeicherung.
- Regelmäßige Überprüfung: Das Krankenhaus führte regelmäßige Audits durch, um sicherzustellen, dass die Klassifizierung korrekt angewendet wird und alle sensiblen Daten entsprechend geschützt sind. Dies half auch, Schwachstellen in den bestehenden Sicherheitsmaßnahmen frühzeitig zu erkennen.
Dank dieser Maßnahmen konnte das Krankenhaus einen potenziellen Datenschutzverstoß verhindern. Eine externe Firma, die für die IT-Wartung beauftragt war, hatte nur Zugriff auf „interne“ Informationen und war somit nicht in der Lage, auf Patientendaten zuzugreifen, da diese als „vertraulich“ klassifiziert und durch entsprechende Schutzmaßnahmen gesichert waren. Die Klassifizierung verhinderte so effektiv einen unberechtigten Zugriff.
Notwendige Ressourcen
Die Implementierung einer Richtlinie zur Klassifizierung von Informationen erfordert sowohl organisatorische als auch technologische Ressourcen, wobei die genaue Höhe der Kosten und der Aufwand von der Größe und Komplexität der Organisation abhängt.
- Kosten für die Implementierung von Richtlinien und Schulungen: Die Entwicklung und Implementierung einer Klassifizierungsrichtlinie sowie die Schulung aller Mitarbeiter können abhängig von der Unternehmensgröße und den Schulungsmethoden mehrere tausend Euro kosten. Schulungen müssen regelmäßig aktualisiert und durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter die Richtlinien kennen und befolgen.
- Technologische Lösungen: Die Implementierung von Zugriffskontrollen, Datenverschlüsselung und Dokumentenmanagementsystemen, die mit der Informationsklassifizierung zusammenarbeiten, erfordert technologische Investitionen. Dies kann je nach Komplexität der eingesetzten Systeme zwischen 10.000 und 100.000 Euro betragen.
- Zeitaufwand: Die Entwicklung und Implementierung der Klassifizierungsrichtlinien kann mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Dazu gehören die Analyse der vorhandenen Informationen, die Definition der Klassifizierungsstufen und die Integration dieser Richtlinien in die Arbeitsabläufe. Auch die Schulungen und die Kommunikation der neuen Richtlinien erfordern zusätzliche Zeit.
- Einfachheit vs. Komplexität: Die Einführung einer einfachen Klassifizierung, bei der Informationen in nur zwei oder drei Kategorien eingeteilt werden, ist relativ einfach umzusetzen. Komplex wird es jedoch, wenn mehrere Klassifizierungsebenen eingeführt und technologische Schutzmaßnahmen in großem Umfang implementiert werden müssen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen IT, Management und den operativen Einheiten.
- Regelmäßige Überprüfungen: Die Klassifizierung von Informationen erfordert kontinuierliche Überprüfungen und Audits, um sicherzustellen, dass die Klassifizierung korrekt angewendet wird und alle neuen Informationen ebenfalls klassifiziert werden. Dies erfordert zusätzliche Personalressourcen, insbesondere in größeren Unternehmen mit vielen Datenquellen.
Fazit
Die Risikokontrolle „Klassifizierung von Informationen“ gemäß ISO 27002:2022 stellt sicher, dass sensible Daten entsprechend ihrem Schutzbedarf klassifiziert und behandelt werden. Eine klare Klassifizierungsstrategie hilft Unternehmen, unbefugten Zugriff, Datenverluste und gesetzliche Verstöße zu vermeiden. Die Implementierung dieser Kontrolle erfordert Investitionen in Schulungen, Technologien und Personal, bringt jedoch langfristige Vorteile, indem sie die Sicherheit der Informationen erhöht und das Risiko von Sicherheitsvorfällen reduziert. Organisationen, die eine effektive Informationsklassifizierung umsetzen, sind besser aufgestellt, um den Herausforderungen moderner Informationssicherheit gerecht zu werden.