Die Risikokontrolle „Telearbeit“ (engl. „Remote working“) gemäß ISO 27002:2022 (Abschnitt 6.7) fokussiert sich auf die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen, wenn Mitarbeiter außerhalb der Büroräume des Unternehmens arbeiten. In Zeiten zunehmender Remote-Arbeit und Homeoffice-Regelungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen sicherstellen, dass vertrauliche Informationen auch außerhalb der geschützten Unternehmensumgebung sicher verarbeitet, gespeichert und abgerufen werden können. Diese Risikokontrolle zielt darauf ab, potenzielle Schwachstellen im Zusammenhang mit Telearbeit zu adressieren, wie ungesicherte Netzwerke, unsichere Geräte und unbefugten Zugriff auf Unternehmensdaten.
Welche Gefahren sollen durch die Risikokontrolle vermindert werden?
Die Kontrolle der Telearbeit adressiert mehrere Gefahren, die durch die Arbeit außerhalb der geschützten Büroinfrastruktur entstehen können:
- Unsichere Netzwerke: Mitarbeiter, die von zu Hause oder öffentlichen Orten arbeiten, nutzen häufig unsichere WLAN-Netzwerke, die anfällig für Abhörversuche und Man-in-the-Middle-Angriffe sind. Ohne geeignete Sicherheitsmaßnahmen könnten sensible Daten abgefangen oder kompromittiert werden.
- Unbefugter Zugriff: Remote-Arbeit birgt das Risiko, dass unbefugte Dritte auf Arbeitsgeräte zugreifen, sei es durch Diebstahl, Verlust oder unsachgemäße Sicherung. Insbesondere Laptops, mobile Geräte und USB-Sticks sind hier gefährdet.
- Phishing-Angriffe und Malware: Mitarbeiter, die außerhalb der Büroräume arbeiten, sind stärker gefährdet, Opfer von Phishing-Angriffen oder Malware-Infektionen zu werden. Dies gilt insbesondere, wenn sie ihre Geräte ohne Sicherheitssoftware oder Firewalls nutzen oder auf externe Geräte zugreifen.
- Mangelnde Kontrolle über Arbeitsumgebung: Im Gegensatz zur Büroinfrastruktur können Unternehmen die physische Sicherheit der Arbeitsumgebung ihrer Mitarbeiter zu Hause oder an anderen Orten nicht kontrollieren. Dies erhöht die Gefahr von Informationsverlust oder -diebstahl.
Welche typische Schwachstellen in Organisationen werden damit adressiert?
Durch die Risikokontrolle der Telearbeit werden mehrere typische Schwachstellen in Organisationen beseitigt:
- Ungesicherte Geräte und fehlende Richtlinien: Viele Organisationen erlauben es ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten, ohne sicherzustellen, dass die verwendeten Geräte den Unternehmenssicherheitsstandards entsprechen. Dies betrifft vor allem den Schutz von Endgeräten, die für die Arbeit von unterwegs genutzt werden.
- Fehlende Netzwerksicherheit: Viele Mitarbeiter nutzen private WLAN-Netzwerke oder öffentliche Netzwerke, ohne angemessene Schutzmechanismen wie VPNs (Virtuelle Private Netzwerke). Dadurch entsteht eine Schwachstelle, durch die Angreifer unverschlüsselte Informationen abfangen können.
- Keine Zwei-Faktor-Authentifizierung: In vielen Organisationen fehlt es an einer strikten Authentifizierungsrichtlinie für den Fernzugriff auf sensible Daten. Dies erleichtert es Angreifern, sich Zugang zu Unternehmenssystemen zu verschaffen, indem sie schwache Passwörter knacken oder Phishing betreiben.
- Mangel an Schulung: Mitarbeiter, die remote arbeiten, sind oft nicht ausreichend geschult, um Sicherheitsrisiken zu erkennen oder präventive Maßnahmen zu ergreifen. Phishing-E-Mails, unsichere Links oder Malware werden so leichter übersehen.
Beispiel für die Umsetzung der Risikokontrolle
Ein hervorragendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung der Sicherheitskontrollen bei der Telearbeit stammt aus der IT-Dienstleistungsbranche, in der ein Unternehmen weltweit verteilte Remote-Teams beschäftigt, die auf sensible Kundendaten zugreifen.
- Einführung von VPN: Das Unternehmen stellte sicher, dass alle Remote-Mitarbeiter nur über eine sichere VPN-Verbindung auf Unternehmensressourcen zugreifen können. Dies stellt sicher, dass alle Daten, die zwischen dem Heimnetzwerk und den Unternehmensservern übertragen werden, verschlüsselt sind und nicht abgefangen werden können.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Für den Zugriff auf die Systeme des Unternehmens müssen alle Mitarbeiter eine Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen. Dies erhöht die Sicherheit erheblich, indem es verhindert, dass Angreifer allein mit einem gestohlenen Passwort auf Unternehmensdaten zugreifen können.
- Sicherheitsrichtlinien für Endgeräte: Das Unternehmen richtete Richtlinien für die Absicherung der Endgeräte ein, darunter die Verwendung von Firewalls, Antivirus-Software und regelmäßige Software-Updates. Außerdem wird sichergestellt, dass alle Geräte durch starke Passwörter und automatische Sperrfunktionen geschützt sind, falls sie verloren gehen oder gestohlen werden.
- Schulungen zur IT-Sicherheit: Alle Remote-Mitarbeiter durchlaufen regelmäßige Schulungen, um sicherzustellen, dass sie Phishing-E-Mails erkennen und wissen, wie sie ihre Geräte und Daten sichern. Außerdem werden regelmäßige Awareness-Kampagnen durchgeführt, um das Sicherheitsbewusstsein zu schärfen.
Diese Maßnahmen halfen dem Unternehmen, einen Phishing-Angriff zu verhindern, der speziell auf Remote-Mitarbeiter abzielte. Ein Mitarbeiter erkannte eine verdächtige E-Mail, die vorgab, von der IT-Abteilung des Unternehmens zu stammen, und meldete den Vorfall. Dank der Schulung konnte der Phishing-Versuch schnell erkannt und blockiert werden, bevor er Schaden anrichten konnte.
Notwendige Ressourcen
Die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen für Telearbeit erfordert Investitionen in Technologie, Schulungen und Personal, die stark von der Größe und den spezifischen Anforderungen des Unternehmens abhängen.
- Kosten für VPN-Lösungen: Eine sichere VPN-Lösung, die für alle Remote-Mitarbeiter verfügbar ist, kostet je nach Unternehmensgröße und Anzahl der Nutzer zwischen 5.000 und 50.000 Euro pro Jahr. Die Kosten können sich erhöhen, wenn zusätzliche Sicherheitsfunktionen oder erweiterte Support-Dienstleistungen integriert werden.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung: Die Einführung von 2FA-Systemen kann je nach gewähltem Anbieter und Implementierungskosten zwischen 10.000 und 100.000 Euro kosten, insbesondere wenn mobile Token oder Hardware-Token verwendet werden.
- Sicherheitssoftware und Endgeräteschutz: Die Anschaffung von Sicherheitssoftware wie Antivirus, Firewalls und Verschlüsselungstools für alle Remote-Geräte kann ebenfalls eine erhebliche Investition darstellen. Die jährlichen Lizenzkosten für Sicherheitssoftware können sich auf 5.000 bis 50.000 Euro summieren, abhängig von der Anzahl der Geräte und der Komplexität der Software.
- Schulungen und Awareness-Programme: Regelmäßige Schulungen zur Erkennung von Sicherheitsbedrohungen und die Entwicklung eines Sicherheitsbewusstseins bei Remote-Mitarbeitern sind von entscheidender Bedeutung. Diese Schulungen kosten je nach Umfang und Häufigkeit mehrere tausend Euro pro Jahr.
- Zeitaufwand: Die Implementierung der Sicherheitskontrollen für Telearbeit erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination. Die Einführung von VPNs, die Konfiguration von Endgeräten und die Einrichtung von 2FA-Systemen kann mehrere Wochen bis Monate dauern, abhängig von der Größe des Unternehmens. Auch regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Tests müssen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen wirksam bleiben.
Fazit
Die Risikokontrolle „Telearbeit“ gemäß ISO 27002:2022 stellt sicher, dass Informationen auch außerhalb der Unternehmensumgebung sicher verarbeitet und geschützt werden. Durch die Einführung von VPNs, Zwei-Faktor-Authentifizierung, Endgeräteschutz und regelmäßige Schulungen können Unternehmen die Sicherheit ihrer Remote-Mitarbeiter erheblich verbessern und das Risiko von Datenverlusten oder Cyberangriffen minimieren. Obwohl die Implementierung dieser Maßnahmen Zeit und finanzielle Investitionen erfordert, sind die langfristigen Vorteile in Bezug auf die Sicherheit und den Schutz sensibler Informationen in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt unverzichtbar. Unternehmen, die diese Kontrollen umsetzen, sind besser aufgestellt, um die Herausforderungen der Remote-Arbeit sicher zu bewältigen.