Angriff auf die Leitung

Risikokontrolle 7.12: Sicherheit der Verkabelung


Die Risikokontrolle „Sicherheit der Verkabelung“ gemäß ISO 27002:2022 (Abschnitt 7.12) stellt sicher, dass Kabel, die Strom, Daten oder Informationsdienste übertragen, vor Abhörversuchen, Störungen oder Beschädigungen geschützt sind. Diese Kontrolle ist entscheidend, um die physische Sicherheit der IT-Infrastruktur zu gewährleisten, da ungeschützte Kabel ein Einfallstor für Angriffe oder technische Ausfälle darstellen können. Besonders in großen Netzwerken und kritischen Infrastrukturen spielt die sichere Verkabelung eine zentrale Rolle, um die Integrität und Verfügbarkeit von Daten zu wahren und Ausfälle zu verhindern.


Welche Gefahren sollen durch die Risikokontrolle vermindert werden?

Die Sicherheit der Verkabelung minimiert mehrere potenzielle Gefahren, die durch ungeschützte oder unzureichend gesicherte Kabel entstehen können:

  1. Abhören und Datenabgriff: Netzwerkkabel, die nicht ausreichend geschützt sind, können von Angreifern physisch manipuliert werden, um Datenverkehr abzufangen oder zu kopieren. Dies betrifft vor allem Glasfaser- oder Ethernet-Kabel, die sensiblen Datenverkehr transportieren.
  2. Störungen und Interferenzen: Ungeschützte Kabel können elektromagnetischen Störungen (EMI) oder Funkstörungen (RFI) ausgesetzt sein, was zu Datenverlust oder Verzögerungen bei der Übertragung führt. Dies kann besonders problematisch in Umgebungen mit vielen elektrischen Geräten oder Maschinen sein.
  3. Kabelbeschädigung: Ohne angemessenen physischen Schutz können Kabel durch externe Faktoren wie scharfe Kanten, hohe Temperaturen oder sogar durch unbeabsichtigtes Ziehen beschädigt werden. Dies führt zu Ausfällen, die die Netzwerkintegrität und den kontinuierlichen Betrieb gefährden.
  4. Sabotage: Netzwerkkabel, die leicht zugänglich sind, sind potenziell anfällig für Sabotageversuche. Angreifer könnten Kabel gezielt durchtrennen oder anderweitig beschädigen, um den Betrieb zu stören.


Welche typische Schwachstellen in Organisationen werden damit adressiert?

Die Sicherheit der Verkabelung adressiert typische Schwachstellen, die in vielen Organisationen auftreten, wenn die Verkabelung unzureichend geschützt ist:

  1. Zugänglichkeit der Kabel: In vielen Unternehmen sind Kabelschächte oder Netzwerkleitungen leicht zugänglich, was das Risiko von Manipulationen oder unbefugtem Zugang erhöht. Dies gilt insbesondere für öffentlich zugängliche Bereiche oder Büros mit offener Verkabelung.
  2. Fehlender physischer Schutz: Kabel, die ungeschützt in Wänden, Decken oder Fußböden verlegt sind, sind anfällig für unbeabsichtigte Beschädigungen, z. B. durch Bauarbeiten, Reinigungspersonal oder den alltäglichen Betrieb.
  3. Keine Berücksichtigung von Störfaktoren: Viele Unternehmen berücksichtigen nicht die Auswirkungen elektromagnetischer Störungen auf ihre Verkabelung, was zu Signalverlust oder Datenkorruption führen kann, besonders in Umgebungen mit vielen elektrischen Geräten.
  4. Veraltete oder schlecht gewartete Verkabelung: In einigen Unternehmen gibt es veraltete Verkabelung, die nicht den aktuellen Standards entspricht oder nur unzureichend gewartet wird. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Ausfällen und Sicherheitsrisiken.


Beispiel für die Umsetzung der Risikokontrolle

Ein anschauliches Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung der Verkabelungssicherheit stammt aus der Telekommunikationsbranche, wo die sichere und zuverlässige Übertragung von Daten von entscheidender Bedeutung ist. Ein großer Telekommunikationsanbieter implementierte umfassende Sicherheitsmaßnahmen für seine Verkabelungsinfrastruktur, um sowohl den physischen Schutz als auch den Schutz vor Abhörversuchen zu gewährleisten.

  1. Physische Schutzmaßnahmen: Die Glasfaser- und Kupferkabel des Anbieters wurden in speziellen Kabelkanälen verlegt, die gegen äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, hohe Temperaturen und mechanische Beschädigungen resistent sind. Zusätzlich wurden die Kabel in besonders sensiblen Bereichen, wie Rechenzentren und Umspannwerken, durch verstärkte, vandalismussichere Schutzverkleidungen gesichert.
  2. Schutz vor Abhören: In Bereichen, in denen sensible Kommunikationsdaten übertragen werden, implementierte der Telekommunikationsanbieter Glasfaserkabel, da diese schwerer abzuhören sind als herkömmliche Kupferkabel. Zudem wurden die Leitungen durch spezielle Abhörschutzmaßnahmen wie physische Abschirmung und elektronische Überwachung geschützt, um mögliche Manipulationsversuche frühzeitig zu erkennen.
  3. Schutz vor Interferenzen: Der Anbieter führte regelmäßige Überprüfungen der Verkabelung in Bezug auf elektromagnetische Interferenzen durch. Dabei wurden empfindliche Datenkabel von potenziellen Störquellen wie Stromleitungen oder elektrischen Maschinen getrennt, um Datenverluste oder Übertragungsfehler zu verhindern.
  4. Redundanz und Notfallpläne: Für kritische Verbindungen implementierte das Unternehmen redundante Kabelverbindungen, die über getrennte physische Wege verlaufen, um sicherzustellen, dass im Falle einer Beschädigung oder eines Ausfalls sofort auf eine alternative Leitung umgeschaltet werden kann.

Dank dieser Maßnahmen konnte der Anbieter einen Sabotageversuch verhindern, bei dem Angreifer versuchten, auf eine wichtige Netzwerkverbindung zuzugreifen. Die verstärkten Schutzmaßnahmen der Kabel sowie die elektronische Überwachung alarmierten die Sicherheitszentrale sofort, wodurch die Angreifer gestoppt und der Schaden minimiert werden konnte.


Notwendige Ressourcen

Die Implementierung von Maßnahmen zur Sicherung der Verkabelung erfordert Investitionen in physische Sicherheitslösungen und kontinuierliche Wartung. Die genauen Kosten hängen von der Größe der Organisation und der Anzahl der zu schützenden Kabel ab.

  1. Kosten für physische Schutzsysteme: Die Verlegung von Kabeln in sicheren Kabelkanälen oder speziell geschützten Schächten kann zwischen 5.000 und 50.000 Euro kosten, je nach Länge der Kabelstrecken und den verwendeten Materialien. Verstärkte, vandalismussichere Verkleidungen für besonders kritische Kabelverbindungen können zusätzliche Kosten verursachen.
  2. Kosten für elektronische Überwachung: Die Installation von Systemen zur Überwachung der Verkabelung auf Manipulation oder Sabotage (z. B. Alarmanlagen, Überwachungskameras) kann je nach Größe der überwachten Bereiche zwischen 10.000 und 100.000 Euro kosten. Besonders in sensiblen Bereichen, wie Rechenzentren oder Produktionsstätten, sind diese Systeme unverzichtbar.
  3. Zeitaufwand: Die Planung und Implementierung von Maßnahmen zur Verkabelungssicherheit kann je nach Umfang des Projekts mehrere Wochen bis Monate dauern. Insbesondere bei bereits bestehenden Infrastrukturen kann die Nachrüstung von Schutzmaßnahmen zusätzlichen Aufwand erfordern.
  4. Einfachheit vs. Komplexität: Einfache Schutzmaßnahmen wie die Verlegung von Kabeln in standardisierten Kabelkanälen oder Schächten sind relativ schnell und einfach umzusetzen. Komplex wird es jedoch, wenn spezielle Abhörschutzmaßnahmen oder redundante Verkabelungssysteme implementiert werden müssen. Hier sind sorgfältige Planungen und enge Zusammenarbeit zwischen IT, Sicherheits- und Facility-Management-Teams erforderlich.
  5. Wartung und regelmäßige Überprüfung: Nach der Implementierung der Verkabelungssicherheitsmaßnahmen müssen regelmäßige Wartungen und Überprüfungen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Schutzsysteme einwandfrei funktionieren. Diese laufenden Wartungskosten sind in der Regel vergleichsweise gering, aber für den langfristigen Schutz entscheidend.


Fazit

Die Risikokontrolle „Sicherheit der Verkabelung“ gemäß ISO 27002:2022 ist ein entscheidender Faktor für den physischen Schutz der IT- und Strominfrastruktur einer Organisation. Gut geschützte Kabel verhindern nicht nur Abhörversuche, sondern bewahren auch vor Datenverlusten und Betriebsunterbrechungen, die durch Beschädigungen oder Interferenzen entstehen können. Die Investition in physische und elektronische Schutzmaßnahmen für Kabel ist zwar mit Kosten und Aufwand verbunden, bringt jedoch langfristige Vorteile in Bezug auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Netzwerkinfrastruktur. Unternehmen, die die Sicherheit ihrer Verkabelung ernst nehmen, sind besser gegen technische Störungen, Sabotage und Datenverluste geschützt.